Geschichte

Die Musikkapelle Bodman feiert im Jahr 2010 das Jubiläum zu ihrem 300-jährigen Bestehen. Wir sind damit die zweitälteste Musikkapelle in Baden-Württemberg und sicherlich auch eine der ältesten in ganz Deutschland.

 

Ein genaues Gründungsjahr festzulegen ist natürlich sehr schwer, denn Aufzeichnungen aus dem Leben in Bodman von vor über 300 Jahren sind nicht einfach zu finden. Für den Nachweis der Gründung und dem Bestehen der Bodmaner Musik dienen uns Auszüge aus den Pfarrakten der Katholischen Pfarrei Bodman.

Pfarrer Josef Kuß hat sich 1966 die Mühe gemacht, alte Kirchenbücher der Pfarrei Bodman im Zeitraum vom 1700 bis 1831 durchzusehen, die Stellen, in denen die Musikkapelle erwähnt wird zusammenzutragen und diese in für uns lesbare Zeilen zu übertragen.

Seine Nachforschungen wurden zum Anlass genommen nur 12 Jahre nach dem 100-jährigen Jubiläum (1854-1954) am 30. Juli 1966 das 250-jährige Jubiläum zu begehen.

 

Das Gründungsjahr 1710 ergibt sich aus einem Auszug der Kirchenbücher mit dem Datum vom 30. Juli 1710. Dort findet sich folgender Satz: „…besonderer Fortpflanzung der so löblichen, von deren Voreltern eingeführter Musik…“. Dieser Eintrag steht im Zusammenhang mit der Trauung des Freiherrn Johannes Adam von Bodman mit Maria Anna Ehrentrudis, Gräfin von Kageneck.

 

Es ist aber davon auszugehen, dass die Geschichte der Musik in Bodman noch um einiges weiter zurückreicht als 300 Jahre. Da dieser Zeitpunkt jedoch die erste schriftliche Erwähnung darstellt, wurde das Jahr 1710 als Gründungsjahr der Musikkapelle Bodman herangezogen.

Pfarrer Josef Kuß führte in seinen Nachforschungen aus, dass aufgrund der Bezeichnung „Voreltern“ sogar das Jahr 1670 als Gründungsjahr in Frage kommt; auf alle Fälle sei das Jahr 1710 nicht zu hoch gegriffen.

 

In den Büchern der Katholischen Pfarrei Bodman finden sich nun auch Hinweise für das weitere Bestehen der hiesigen Musik: So ist in einem Dekret des Ordinariats Konstanz vom 10. Mai 1749 zu finden: „zu zahlen sind 10 florensos für die Musica unter Leitung von Caplan Baro in loco Bodman (im Ort Bodman)…“.

 

In einem Eintrag der Akten „Gottesdienste“ vom 19. September 1822 ist aufgeführt, dass das „Frauenbergfest“ mit „türkischer Musik“ gefeiert wurde, trotz des Verbotes durch die Kirchenbehörde von Konstanz.

 

Ein damaliger Dekan und Pfarrer rügte das Spielen der Musik beim Frauenbergfest unter dem Datum vom 9. Oktober 1829.

 

Eine weitere Rüge handelte sich die Bodmaner Pfarrei am 07. April 1831 ein; bei Prozessionen spiele eine allzu starke türkische Musik.

 

Man könnte nun den Eindruck gewinnen, dass die Gründer der Musikkapelle orientalische Rebellen waren. Dies ist jedoch natürlich nicht der Fall – Blasmusikkapellen wurden im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert schlichtweg als türkische Musik (Janitscharen-Musik) bezeichnet und deren Auftritt in der Kirche war zu dieser Zeit noch nicht gerne gesehen.

 

Die Musikkapelle war immer eine weltliche und nie eine kirchliche Kapelle. Dies ist erwiesen, da das Pfarramt Bodman bei der Kirchenbehörde verklagt wurde, sie habe die Musik in der Kirche spielen lassen. Dies wurde am 19. September 1831 jedoch scharf zurückgewiesen mit den Worten „…dass die Musik in die Kirche gekommen ist, ist eine recht niederträchtige Lüge…“.

 

Die Zeiten haben sich glücklicherweise geändert und die Musikkapelle Bodman ist nun sowohl bei weltlichen als auch bei kirchlichen Anlässen in der Gemeinde ein gern gesehener und vor allem gern gehörter Gast.  
(aus der Festschrift unseres 300jährigen Jubiläums)